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Epigenom/Transkriptom Dynamik

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen treten oft bereits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf und stellen für diese eine erhebliche Belastung dar. Die beiden wichtigsten Erkrankungen dieser Gruppe sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Trotz aller Bemühungen in der klinischen Forschung ist bis heute unklar, wodurch genau chronisch entzündliche Darmerkrankungen ausgelöst werden. Um Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu verbessern, ist ein genaueres Verständnis von Entstehung und Verlauf der Erkrankung jedoch erforderlich.

Lebenslange Kranheitsgeschichte bei crhonisch entzündlichen Darmerkrankungen
Menschen sind über ihr gesamtes Leben einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt, die Krankheiten begünstigen oder verhindern können, z.B. Ernährung, Rauchen oder Mikroben. Zu Beginn steht ein festgelegtes vererbtes Risiko (1), welches sich aber bereits durch Einflüsse auf die Mutter während der Schwangerschaft verändern kann (2). Schließlich kommt es zum Ausbruch der Erkrankung (3), anschließend entscheiden Umwelteinflüsse, Lebensstil und Therapie über den weiteren Verlauf der Erkrankung (4). Über diesen gesamten Zeitraum hinweg wird das molekulare Gedächtnis, das sogenannte Epigenom, durch diese Einflüsse verändert. Wie sich dieses veränderte Epigenom auf den Erkrankungsverlauf auswirkt, soll im vorliegenden Projekt untersucht werden.

Unsere bisherigen Forschungsarbeiten konnten zeigen, dass eine Art molekulares Gedächtnis, das sogenannte Epigenom, eine wichtige Rolle bei der Erkrankung spielt. Es ist bekannt, dass das Epigenom sich an Einflüsse durch Umweltfaktoren wie Rauchen, Pflanzenschutzmittel, Stress etc. erinnern kann, und diese Erinnerung lebenslang Einfluß auf den Menschen nehmen kann. Nicht bekannt ist aber bisher, wie sich dieses Gedächtnis im Verlauf der Erkrankung oder im Verlauf einer Therapie verändert und welche Auswirkungen dies wiederum auf das Krankheitsbild hat.

Diese Wechselwirkung von Krankheitsverlauf und Epigenom soll im vorliegenden Projekt untersucht werden. Hierzu soll von bestimmten Patienten, die durch ihre Erbanlagen ein erhöhtes Krankheitsrisiko besitzen, ein Abbild dieses molekularen Gedächtnisses erstellt werden. Gleichzeitig wird ein molekulares Aktivitätsprofil (Transkriptom) erstellt, um die Auswirkungen dieses molekularen Gedächtnisses darzustellen. Um zu verstehen, wie unterschiedliche Krankheitsverläufe und Therapien mit dem Epigenom in Wechselwirkung stehen, erstellen wir im Verlauf von 3 Jahren eine  Vielzahl dieser Abbilder und Profile in den zuvor ausgewählten Patienten. Ähnlich wie durch Aneinanderreihen einzelner Bilder ein Film entsteht, können wir durch Verbindung der einzelnen Beobachtungen die Dynamik des Krankheitsprozesses darstellen.

Erklärtes Ziel ist nicht nur ein besseres Verständnis der Mechanismen, die Ausbruch und Verlauf chronisch entzündlicher Darmerkrankungen beeinflussen, sondern auch eine neue klinische Einordnung der Erkrankung: Man vermutet, daß viele Erkrankungen, die zwar in unterschiedlichen Organen auftreten, sich aber in ihren Mechanismen und Therapien sehr ähneln, möglicherweise nur unterschiedliche Ausprägungsformen ein und derselben Erkrankung sind. Ein solcher, von Organen unabhängiger Krankheitsbegriff könnte die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen verbessern und helfen, Therapien besser zu nutzen.#


Keywords: Individueller Krankheitsverlauf, Epigenom, Transkriptom

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