Auf dem Weg zur personalisierten Blutkrebstherapie

Ob eine Therapie bei Blutkrebs anspricht, ist vorher oft nicht absehbar. Die passende Therapie zu identifizieren und somit Patienten effektiver helfen zu können, ist das Ziel von einer Gruppe junger e:Med Wissenschaftler aus Heidelberg.

 

Blutkrebs, spezifischer chronisch lymphatische Leukämie (CLL), kann sehr viele unterschiedliche Mutationen als Ursache haben. Ebenso gibt es diverse Therapieansätze, mit unterschiedlichen individuellen Erfolgen. Dies liegt auch daran, dass zu wenige eindeutige Merkmale bekannt sind, aufgrund derer eine passende Therapie ausgewählt werden kann. Eine verbesserte Vorhersage, ob und wie eine bestimmte Therapie bei den verschiedenen Patienten anschlägt, ist daher für die Behandlung von großer Bedeutung.

Mit Systemmedizin die Variation in der Medikamentenwirkung untersuchen

Mit Sequenzierung des Genoms und epigenetischen Analysen haben die Wissenschaftler individuelle Mutationen in den Zellen der Patienten mit Blutkrebs genauer untersucht. Das interdisziplinäre Team aus Medizinern, Biologen, Mathematikern und Informatikern hat 246 unterschiedliche Blutkrebszellen auf 63 verschiedene Medikamente außerhalb des Körpers getestet. Tatsächlich entdeckten sie eine Vielzahl von molekularen und genetischen Veränderungen in diesen Zellen. Mit mathematischen Modellen verknüpften sie die Datensätze und bestimmten die Variationen in den Wirkweisen der Medikamente.

Biomarker helfen bei Therapieauswahl

Die Wissenschaftler konnten für mehr als die Hälfte der getesteten Medikamente mindestens zwei genetische Veränderungen finden, die auf bestimme Medikamente besonders ansprechen. Zudem fanden sie molekulare Veränderungen, die ebenfalls ausschlaggebend für den Therapieerfolg sein können. Aufgrund dieser Veränderungen sollen CLL-Patienten zukünftig in Untergruppen eingeteilt und entsprechende Biomarker bestimmt werden können. Dadurch kann das Ansprechen auf Medikamente besser vorhersagt und die Therapie individuell ausgewählt werden.

Erkenntnisse in den klinischen Alltag bringen

Damit Patienten von genau diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren können, müssen die Experimente für den klinischen Einsatz optimiert werden. Ziel ist es, eine bessere Sensitivität der Assays zu erreichen, damit auch Proben mit kleinen Tumorbiopsien genutzt werden können. Die Integration dieser Assays in den klinischen Alltag wird dann als nächster Schritt folgen.
Es könnte somit bald möglich sein, anhand von Biomarkern die optimale Therapie für die individuellen Blutkrebs-Patienten zu identifizieren und gezielt einzusetzen.

Die BMBF-geförderte e:Med-Nachwuchsgruppe SYMPATHY forscht an diesem Projekt unter der Leitung von Dr. Sascha Dietrich am Universitätsklinikum in Heidelberg.

 

Artikel:
Dietrich, S., Oleś, M., Lu, J., Sellner, L., Anders, S., Velten, B., Wu, B., Hüllein, J., da Silva Liberio, M., Walther, T., Wagner, L., Rabe, S., Ghidelli-Disse, S., Bantscheff, M., Oleś, A.K., Słabicki, M., Mock, A., Oakes, C.C., Wang, S., Oppermann, S., Lukas, M., Kim, V., Sill, M., Benner, A., Jauch, A., Sutton, L.A., Young, E., Rosenquist, R., Liu, X., Jethwa, A., Lee, K.S., Lewis, J., Putzker, K., Lutz, C., Rossi, D., Mokhir, A., Oellerich, T., Zirlik, K., Herling, M., Nguyen-Khac, F., Plass, C., Andersson, E., Mustjoki, S., von Kalle, C., Ho, A.D., Hensel, M., Dürig, J., Ringshausen, I., Zapatka, M., Huber, W., Zenz, T., 2018. Drug-perturbation-based stratification of blood cancer. J. Clin. Invest. 128, 427–445. doi.org/10.1172/JCI93801

 

Kontakt:

Prof. Dr. Sascha Dietrich, Universitätsklinikum Heidelberg

SYMPATHY Nachwuchsgruppenleiter

 

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