Liquid Biopsies - Analysemethode der Zukunft?

Ist eine Tumorzelle gleich eine Tumorzelle? Diese Frage stellen sich auch die e:Med Wissenschaftler um Professor Dr. Angelika Eggert und PD Dr. Hedwig Deubzer (Charité, Berlin), welche sich mit dem Neuroblastom beschäftigen. Das Neuroblastom ist eine besonders aggressiv und häufig tödlich verlaufende Tumorerkrankung, die in unterschiedlichen Geweben und hauptsächlich im Kleinkindalter auftritt. Aktuell werden aus dem Gewebe des Tumors verschiedene Biomarker analysiert, woraufhin der junge Patient eine auf den Tumor ausgerichtete Therapie bekommt. Problematisch dabei ist, dass momentan standardmäßig nur eine Probe aus dem Tumor für die Analyse entnommenen wird, da man bislang annahm, dass ein Tumor in allen Bereichen gleich ist.
Aus den Erkenntnissen der letzten Jahre weiß man jedoch, dass ein Tumor eine extreme, molekulare intratumorale Heterogenitätaufweist. Das bedeutet, dass zum Beispiel die Zellen aus dem Innerem des Tumors andere Genmutationen aufweisen, als die Zellen am äußeren Rand des Tumors. Durch die Analyse von nur einer kleinen Gewebebiopsie des Tumors ist das entstehende Bild der Tumorzusammensetzung nicht vollständig und gibt nur einen Teil der potentiell mit Medikamenten zugänglichen Angriffspunkte wieder. Die Wissenschaftler versuchen mithilfe der neuesten Genomanalyse-Techniken herauszufinden, wie sich verschiedene Bereiche innerhalb eines Tumors auf genetischer Ebene unterscheiden und welche Schwachstellen des Tumors sich für eine gerichtete Therapie neben der eigentlichen Chemotherapie anbieten. Da es im Klinikalltag nicht einfach ist, Proben von den unterschiedlichen Tumorarealen bei jedem Patienten zu sammeln, arbeiten die e:Med Wissenschaftler auch daran, die Tumorheterogenität auf andere Weise nachzuvollziehen.

© PT DLR/BMBF

Dabei kommen sogenannte „Liquid Biopsies“ ins Spiel. In einer Blutprobe des Patienten versucht man, Bestandteile des Tumors zu finden, welche man für eine genetische Analyse heranziehen kann. Dabei spielen besonders die Tumorzellen eine Rolle, welche sich aus dem Tumorverband lösen und über die Blutbahn im Körper des Betroffenen zirkulieren. Diese Zellen stehen im Verdacht, für die Metastasen verantwortlich zu sein und gelten als besonders resistent gegenüber herkömmlich eingesetzten Standardtherapien. Im Moment werden die Methoden verfeinert, um zu ermöglichen, dass auch mit kleinen Mengen von entnommenem Blut Genanalysen durchgeführt werden können. Eine ideale Vorstellung für die Zukunft wäre, dass man aus einer minimal kleinen Blutprobe, z.B. durch einen Piecks ins Ohrläppchen, eine genetische Analyse durchführen kann, um so eine Patienten-individuelle und zielgerichtete Therapie zu gestalten.

Spotlight aus dem Konsortium SYSMED-NB - Systemmedizin zum Neuroblastom, aus der Broschüre "Systemmedizin - Von Big Data zur personalisierten Medizin".

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