Neuroblastom - Mit Klasse erfolgreich therapieren

Das Neuroblastom ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen des Kindesalters. Bei etwa der Hälfte der Fälle ist von einem günstigen Krankheitsverlauf auszugehen, bei dem sich Tumoren und Metastasen ohne Chemo- oder Strahlentherapie zurückbilden. In der anderen Hälfte der Fälle führt die Krankheit dagegen leider immer noch überwiegend zum Tod, trotz intensivster und langwieriger Behandlungen. Wissenschaftler um Professor Dr. Matthias Fischer (Universität zu Köln) haben herausgefunden, dass der entscheidende Unterschied zwischen aggressiv wachsenden und spontan zurückgehenden Neuroblastomen im Vorhandensein von sogenannten Telomer-Verlängerungsmechanismen liegt. Telomere sind spezielle Strukturen an den Enden der Chromosomen. In normalen Zellen werden sie bei jeder Zellteilung verkürzt. Ist eine kritische Länge unterschritten, führt der Telomer-Verlust zu Wachstumsstopp oder Zelltod. So schützt sich der Körper vor kranken Zellen. Typisch für Krebszellen ist, dass sie Mechanismen entwickeln, um dem Telomer-Schwund entgegenzuwirken, was zu ihrer unendlichen Teilungsfähigkeit führt. Das e:Med Team aus Kinderonkologen, Biologen, Bioinformatikern, Pathologen, Statistikern und Krebsgenetikern hat herausgefunden, dass aggressiv wachsende Neuroblastome immer über Telomer-Verlängerungsmechanismen verfügen. Dagegen lassen sich solche Mechanismen in spontan zurückgehenden Neuroblastomen nie nachweisen. Sie fanden zudem heraus, dass Mutationen in weiteren Krebs-relevanten Signalwegen, wie dem RAS und dem p53-Signalweg, im Zusammenhang mit Telomer-Verlängerungsmechanismen die Aggressivität des Tumors erheblich steigern und mit einer schlechten Prognose assoziiert sind. Durch Genanalysen der Tumoren einer großen Anzahl von Patienten konnte ein Mutationsprofil der Neuroblastome erstellt werden. Diese Informationen wurden durch Genexpressions-Profile der Tumoren und durch Daten zu Telomer-Verlängerungsmechanismen ergänzt. Mit Hilfe von Bioinformatikern wurde so eine mechanistische Klassifizierung der Neuroblastome erstellt, welche die unterschiedlichen klinischen Verläufe dieser Erkrankung präzise abbildet. Durch eine exakte Risikobestimmung jedes einzelnen Patienten anhand dieser Klassifikation können inadäquate Therapien vermieden werden, wie eine Übertherapie von Patienten, bei denen ein spontaner Rückgang des Tumors zu erwarten ist. Darüber hinaus liefert das verbesserte Verständnis des molekularen Krankheitsverlaufs konkrete Ansätze für zielgerichtete Therapien, die auf eine Interaktion mit Telomer-Verlängerungsmechanismen und anderen Krebs-Signalwegen abzielen.

Spotlight aus dem Konsortium SYSMED-NB - Systemmedizin zum Neuroblastom, aus der Broschüre "Systemmedizin - Von Big Data zur personalisierten Medizin".

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