Urin-Assay sagt Transplantations-Erfolg vorher

Ob ein Nieren-Transplant vom Patienten vertragen wird hängt davon ab, wie stark sein Immunsystem auf die fremden Zellen reagiert. Die Analyse der T-Zellen des Empfängers könnte Auskunft darüber geben, wie groß die Gefahr einer Transplant-Abstoßung ist. Bisher werden diese T-Zellen, die auf das Transplant reagieren, jedoch noch nicht routinemäßig untersucht und die immunsuppressive Therapie kann nicht individuell angepasst werden.
Wissenschaftler des e:Med-Konsortiums e:Kid um Professor Nina Babel haben nun den Test TreaT entwickelt, in dem Zellen aus dem Urin des Patienten nach einer Nierentransplantation verwendet werden, um vorherzusagen, wie gut dieser seine Spenderniere vertragen wird.
Um die reaktiven T-Zellen des Empfängers zu untersuchen, müssen idealerweise Immunzellen des Empfängers mit Nierenzellen des Spenders stimuliert werden. Hier lag bislang das Problem: Es ist schwer, eine ausreichende Menge an Spender-Zellen oder adäquate Antigene zu erhalten, um die T-Zellen des Empfängers im Labor zu stimulieren. Bisher werden zur Stimulation Zellen aus HLA-Banken verwendet, deren HLA-Typ jedoch oft nicht optimal passt. Alternativ werden Splenozyten aus der Milz eingesetzt, die aber nur von verstorbenen Spendern und in geringen Mengen verfügbar sind.
Das Forscherteam um Professor Babel an der Charité nutzt für diesen Test Urin von bereits transplantierten Patienten, der folglich auch Zellen der Spenderniere enthält und sowohl gut zugänglich, als auch ausreichend vorhanden ist. Aus diesem Urin werden Nierenepithelzellen extrahiert, da diese der Hauptgrund für eine Abstoßungsreaktion sind. Die Nierenepithelzellen werden zusammen mit Immunzellen aus dem Blut des Empfängers kultiviert und anschließend daraus die reaktiven T-Zellen des Empfängers isoliert und analysiert. In weiteren Untersuchungen wurde gezeigt, dass die Quantifizierung und Charakterisierung der allogenen T-Zellen mit diesem ex vivo-Assay den bisherigen Tests überlegen ist. In einer kleinen Pilot-Studie konnten mit Hilfe dieses Assays auffällige T-Zell Profile bei Patienten festgestellt werden, die später eine Transplant-Abstoßung erlitten.
Dieser neu entwickelte Test kann mittels der reaktiven T-Zellen Hinweise darauf geben, wie hoch das Risiko einer Abstoßung ist und wie gut das Transplant vertragen werden wird. Die begleitende, immunsupressive Therapie kann auf dieser Basis an den individuellen Patienten angepasst und Übermedikation verhindert werden.
Originalpublikation:
Thieme, C. J., B. J. D. Weist, A. Mueskes, T. Roch, U. Stervbo, K. Rosiewicz, P. Wehler, M. Stein, P. Nickel, A. Kurtz, N. Lachmann, M. Choi, M. Schmueck-Henneresse, T. H. Westhoff, P. Reinke, and N. Babel (2019). "The TreaT-Assay: A Novel Urine-Derived Donor Kidney Cell-Based Assay for Prediction of Kidney Transplantation Outcome " Sci Rep 9(1): 1--12. https://www.nature.com/articles/s41598-019-55442-x.pdf
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Nina Babel, e:Kid Konsortium
Charité Berlin