Neue Therapien gegen Brustkrebs
Wenn das komplexe Wechselspiel der Proteine durcheinander gerät, kann dies zu ungebremster Zellteilung und somit zu Krebs führen. Für erfolgreiche neue Therapien ist ein Verständnis darüber, welche Protein-Interaktionen genau gestört sind, entscheidend. Der Begriff „Brustkrebs“ beschreibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, als subtypen bezeichnet, die unterschiedlichen Ursachen und damit auch unterschiedliche Möglichkeiten zur Behandlung haben.
Während einzelne Subtypen relativ erfolgreich mit zielgerichteten Medikamenten therapiert werden können, sind für den sogenannten triple-negativen subtyp (TNBC) des Brustkrebses keine klinischen Biomarker und auch keine einheitlichen therapeutischen Angriffspunkte bekannt. Chemotherapie ist daher für diesen Subtyp die erste therapeutische Wahl, obwohl eine große Gruppe von Patientinnen auf diese Therapie nicht anspricht und die Nebenwirkungen dieser Therapien zudem oft gravierend sind. Insbesondere für solche Subtypen suchen Forscher um Professor Dr. Stefan Wiemann aus dem DKFZ in Heidelberg nach neuen therapeutischen Ansätzen, mit denen das Überleben von Patientinnen verbessert werden kann.
Professor Wiemann und sein Team konzentrieren sich hierbei auf eine Familie von Signalproteinen, die in Brustkrebs, aber auch in anderen Tumoren, als relevante Auslöser identifiziert wurden. Bei TNBC war eine Mono-Therapie gegen diese Proteine bisher jedoch nicht erfolgreich. Die Forscher untersuchen daher insbesondere das Zusammen wirken dieser Proteine im Tumorgeschehen, um Ansätze für Kombinationstherapien aufzudecken.
Sie haben ein mathematisches Modell entwickelt, mit dem die Signalvermittlung in verschiedenen Subtypen von Brustkrebs vorhergesagt werden kann. Dieses Model berücksichtigt den Einfluss verschiedener stimulierender Wachstumsfaktoren, die zunächst im Labor getestet worden waren. Mit Hilfe des Modells gelang es den Wissenschaftlern, neue prognostische Biomarker für die Stratifizierung von Brustkrebs zu identifizieren.
Die Forscher wiesen auch nach, dass Zelltypen in der Tumorumgebung nicht nur einen unmittelbaren Einfluss auf den Erfolg der Therapeutika haben, sondern sogar selbst als Ziele von neuen Therapien genutzt werden können. Sie deckten erstmals eine direkte Verknüpfung eines in verschiedenen Tumorerkrankungen entscheidenden Signalwegs mit einem bestimmten metabolischen Mechanismus im TNBC-Subtyp auf. Dieser wird nun in weiterführenden Untersuchungen, u.a. auch im Mausmodell, auf die therapeutische Nutzbarkeit hin geprüft.
Spotlight aus dem Demonstrator-Verbund HER2Low - Die ERBB-Rezeptor Familie als Angriffspunkt von gezielten Therapien bei nicht-HER2 positivem Brustkrebs, aus der Broschüre "Systemmedizin - Von Big Data zur personalisierten Medizin".