Gezielter Magnetismus gegen Depressionen
Die Depression ist heutzutage eine häufige Erkrankung - weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen betroffen. Besonders lang anhaltende Depressionen können die Gesundheit nachhaltig ernsthaft beeinträchtigen. Herkömmliche Therapien wirken bei manchen Patienten, die an einer Depression leiden, nicht. Hier könnte eine neue Behandlungsmethode helfen: die transkranielle Magnetstimulation (TMS).
Bei diesem neuartigen nicht-invasiven Verfahren werden mit Hilfe starker Magnetfelder spezifische Bereiche des Gehirns elektrisch stimuliert. Obwohl TMS bereits als vielversprechende Behandlungsmethode gegen Depressionen eingesetzt wird, schlägt sie bei nur etwa 50 % der Patienten an. Liegt dies daran, dass die Stimulation bisher bei allen Patienten gleich angewendet wird? „Die spezifische Wirkung auf die gestörten Hirnnetzwerke ist wenig erforscht“, stellte Dr. Roberto Goya-Maldonado von der Universitätsmedizin Göttingen fest. Die von ihm geleitete Nachwuchsgruppe zielt darauf ab, die Veränderungen der Hirnnetzwerke nach einer TMS-Behandlung systematisch zu untersuchen und so zu einem besseren Verständnis ihrer Wirkmechanismen zu gelangen.
In einer ersten Phase wurde bei gesunden Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die exakte Stelle für die Stimulation von relevanten Hirnnetzwerken identifiziert. Anhand der erhobenen Bilder haben die Forscher die Möglichkeit, die TMS-Anwendung gezielt auf die ermittelten Netzwerkbereiche im Gehirn auszurichten. Dies gewährleistet eine optimale personenbezogene Stimulation, da sich die Lage dieser Netzwerke im Gehirn von Mensch zu Mensch individuell unterscheidet. Der Vergleich der fMRT Bilder vor und nach der Behandlung ermöglichte die Analyse von Veränderungen in diesen Netzwerkbereichen.
In einer zweiten Phase werden diese gewonnenen Erkenntnisse genutzt, um Patienten mit Depression zu stimulieren. So erkannten die Wissenschaftler bereits, dass bei der Depression die funktionale Verbindung von Netzwerkbereichen des Gehirns, die z.B. der emotionalen Verarbeitung und der Belohnungsbewertung dienen, verändert ist. Die Wissenschaftler erstellen mit einer Vielzahl solcher Ergebnisse ein Modell, mit dem die Wirkung der TMS-Behandlung auf individuelle Patienten ausgerichtet wird - und so die Therapie individuell gesteuert werden kann.
Spotlight aus der Nachwuchsgruppe PreNeSt - Untersuchung von Hirnnetzwerken durch nicht-invasive transkranielle Magnetstimulation, aus der Broschüre "Systemmedizin - Von Big Data zur personalisierten Medizin".